Postkarten-Prosa 12/13
       Die Lehmanns Teil 1


Reist du nur oft genug zur gleichen Zeit an den selben Ort, mag er auch noch so weit entfernt sein, hörst du plötzlich von Weggefährten, denen du noch nie begegnet bist.
" Cadaques? Da hat doch die Rita hin geheiratet. Du weißt schon die Blonde, die sich hat operieren lassen."
Und die Geste deutet auf eine manipulierte Oberweite hin.
" Cadaques, dann weißt du ja wen du ansprechen musst, wenn du was brauchst."
Was brauchst du von wem?
" Nee ist klar, das vor ein paar Jahren einer der stadtbekanntesten Drogendealer, der Hagere mit dem Pferdegebiss, sein Geschäft ans Mittelmeer verlagert hat, hat du nicht mitbekommen."


         





" Sie fahren nach Cadaques, über Silvester, und das seit Jahren, dann müssten sie die Lehmanns kennen!
" Ja die kann man doch gar nicht übersehen! Er ist so ein markanter Typ mit Mütze und rotem Schal. Sie zierlich, brünett, Pagenschnitt, trägt gerne hohe Lederstiefel zur Jeans. Grüßen sie schön, wenn sie sie treffen."
Und plötzlich hast du eine Aufgabe und Neugier im Gepäck.
Grüßen!
Nur wen?
Vorab gehst du schon mal die Verdächtigen durch, ein paar Gesichter sind dir im Gedächtnis geblieben, du wirst ein Auge darauf haben. Vor Ort geraten dir Fremde ins Visier und du bist verwundert, wen du in all den Jahren nicht gesehen hast.
Doch kein Anfangsverdacht erhärtet sich. Die Gesuchten bleiben Phantome.
Einmal meinst du ihn aus den Augenwinkeln erspäht zu haben, markante Erscheinung, roter Schal, Mütze, doch das Subjekt entpuppt sich als dein Spiegelbild.
Roter Schal und Mütze sind hier keine sonderlich individuellen Merkmale, der Dealer kann berufsbedingt, auf Jahre anderweitig untergebracht sein und für große Oberweiten hattest du noch nie einen Blick.









    

Cadaques Seite     

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